Der Beruf kann unglücklich machen, doch es gibt einen Weg raus

Wir alle haben uns irgendwann für einen Berufsweg bewusst entschieden und dann nach Abschluss des Studiums oder der Ausbildung festgestellt, dass das Bild des Berufsalltags doch stark variiert. Wie oft haben Sie sich vorgenommen, nach einem anderen Beruf zu schauen oder nochmals zu studieren? Und wie oft ist es nur bei dem Gedanken geblieben? Wenn uns die globale Krise eines gelehrt hat, dann sicherlich das wir nur ein Leben haben. Wie Sie nun auch beruflich Ihr Glück finden, erklärt Psychologin und Transformation- und Kreationscoach Birgit Fahrner-Schneeberger in diesem Beitrag.

Wo liegt die grundsätzliche Problematik?

Es fällt vielen Menschen schwer, sich einzugestehen, falsche Entscheidungen getroffen zu haben. Noch schwerer fällt es ihnen, alte Routinen aufzugeben und Neues aufzubauen. Die Psyche reagiert für gewöhnlich mit Angst auf Veränderungen und auf Neues. Da ist es nur natürlich, dass die Menschen sich dann doch lieber mit dem Unglück arrangieren, sich die Dinge schönreden und bagatellisieren. Oft sind die betroffenen Menschen schon jahrelang unzufrieden und unglücklich in ihrem Beruf. Sie leiden teilweise unter sogar psychosomatische Beschwerden. Vielen ist es jedoch nur peripher bewusst, dass die berufliche Situation der Grund für ihre psychischen Beschwerden ist. Andere wiederum wissen genau, dass sie sich schon längst nach einem neuen Beruf umschauen sollten, aber es bisher irgendwie doch nicht geschafft haben.

Was Sie dagegen tun können

Es gibt grundlegend fünf Schritte, wie man es trotzdem schaffen kann, sich beruflich so zu verändern, dass man mit der Berufswahl und dem Job wieder glücklich ist.

Schritt Nr. 1: Bedürfnisse und Wünsche ernst nehmen

Als „Mangel an Ernstwertung“ wird es in der Psychologie bezeichnet, wenn Gefühle, Bedürfnisse oder Wünsche nicht ernst genommen werden. Oft werden sie stattdessen vom Tisch gefegt mit Behauptungen wie: „Ach das geht schon, man muss auch was aushalten können.“ Oder „Ist ja nicht so schlimm.“ Und manchmal können diese Selbstinstruktionen auch hilfreich sein – wenn man mal für kurze Zeit Zweifel hegt. Aber wenn diese andauern, ja sich sogar verstärken, dann sollte man seine Wünsche und Bedürfnisse ernst nehmen und sie nicht mehr bagatellisieren. Denn Wünsche sind keine Sümpfe, sondern Wünsche sind die Lösung für Probleme. Es kann gar nichts Besseres passieren, als den eigenen Berufswunsch zu kennen. Dieser Wunsch stellt die Problemlösung dar und weist den richtigen Weg.

Schritt Nr. 2: Informationen einholen

Nachdem man sich der Lage bewusst gemacht hat und diese auch ernst nimmt, müssen Informationen eingeholt werden. Das ist ganz wichtig, um Sicherheit zu bekommen. Ein strategisches Vorgehen macht am meisten Sinn – es muss überlegt werden, welche Informationen tatsächlich gebraucht werden. Wenn man noch gar nicht weiss, welcher Beruf glücklich machen würde, dann sollten Berufsauswahltests, Kompetenztests und eine Potentialanalyse gemacht werden. All das gibt es im Internet. Alternativ kann man sich von einem Berufscoach beraten lassen.

Viele Menschen jedoch wissen genau in welche Richtung sie sich entwickeln möchten. Nun stellt sich die Frage, welche Informationen genau benötigt werden, um eine Entscheidung treffen zu können. Welche Aus- oder Fortbildung ist notwendig? Dazu sollte man sich am besten eine Liste anlegen und diese durcharbeiten. Treten bei der Recherche Zweifel und Ängste auf, ist es dringend an der Zeit, diese Angst- und Sorgengedanken zu transformieren.

Schritt Nr. 3: Den Ängsten und Unsicherheiten stellen und Erfolgsmindset aufbauen

Dieser Schritt ist einer der wichtigsten Schritte und zieht sich meist durch den ganzen Prozess hindurch. Immer, wenn Menschen sich verändern wollen, reagiert die Psyche mit Angst und Unsicherheit. Das macht sie, weil sie uns schützen möchte und will, dass der Mensch in Sicherheit ist. Sicherheit bedeutet für das Gehirn Vertrautes, Routinen und Gewohnheiten, in denen nichts passieren kann. Da ein Berufswechsel jedoch keine gefährlichen Konsequenzen hat, kann getrost eine Veränderung vollzogen und sämtliche unrealistische Angst- und Unsicherheitsgedanken aufgelöst werden. Dazu muss man sich den negativen Glaubenssätzen stellen und sie aufdecken, um etwas dagegen tun zu können und diese in hilfreiche Gedanken zu transformieren.

Schritt Nr. 4: Entscheidungen treffen

Wenn man sich den Wünschen und Bedürfnissen bewusst ist und genug Informationen eingeholt hat, ist es an der Zeit, zuversichtlich und freudvoll in die Zukunft zu sehen und Entscheidungen zu treffen. Vielen Menschen hilft es dabei, eine Liste mit Vor- und Nachteilen zu erstellen. Manche schätzen dabei den Rat anderer, manche wollen Entscheidungen lieber alleine fällen. Beides ist in Ordnung. Jeder muss es so handhaben, wie er es für richtig hält. Vor allem sollte man sich aber freuen, dass man sich nun endlich entscheiden darf.

Schritt Nr. 5: Umsetzen und dranbleiben

Zum Schluss ist es natürlich wichtig, es umzusetzen – die Ausbildung zu starten, durchzuziehen und sich nicht davon abbringen zu lassen. Weder von äusseren Meinungen und Bedenken, noch von inneren Zweifeln und Angstgedanken. Sollten nochmals blockierende Gedanken auftauchen, dann müssen diese erneut bearbeitet und transformiert werden. Unterstützung von Familie und Freunden ist dabei sehr wichtig, denn man muss nicht alles immer alleine machen.

Setzt man diese Schritte nach und nach – im eigenen Tempo – um und bleibt stets dabei, steht einer glücklichen Zukunft im Traumberuf nichts mehr entgegen. Man muss gegebenenfalls ein paar Mal ansetzen, um den Sprung zu schaffen, anschliessend wird man jedoch feststellen, dass es sich gelohnt hat.

Birgit Fahrner-Schneeberger, schloss 1998 an der Universität Wien ihr Psychologiestudium ab und erwarb zusätzliche Qualifikationen in Trauma- und Psychotherapie. Neben der Stelle als leitenden Psychologin im LKH Steyr und Enns von Trauma- und Essstörungsstationen ist sie ebenfalls als Dozentin für Psychologie an der Karl-Landsteiner Universität tätig. Sie arbeitet derzeit in eigener Praxis u. a. mit Trauma- und Hypnosecoachings und gründete dieses Jahr die Coaching Academy für Transformation und Kreation, um Menschen zu Dipl. Transformations- und Kreationscoaches auszubilden.

Titelbild: Psychologin und Transformation- und Kreationscoach Birgit Fahrner-Schneeberger.