Selina Meier

Sobald die Strassenlaternen angingen, musste man als Kind nach Hause gehen und aufhören draussen zu spielen. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Strassenlaternen aber noch nicht etabliert und mit ihrem Aufkommen veränderten sie die dunklen Nächte. Sie beleuchten die Strassen und machen das Nachtleben nicht ganz so unheimlich und dunkel. Doch wussten Sie, wie es dazu kam, dass Strassen beleuchtet wurden? Dieser Artikel beschreibt die Vergangenheit und schaut in die Zukunft, wie die Strassenbeleuchtung in einer smarten Stadt aussehen kann.

Als im Mittelalter die Sonne unterging, gingen mit ihr die Menschen wieder zurück in ihre Häuser. Auch die Stadttore wurden geschlossen und erst bei Sonnenaufgang wieder geöffnet. Zu dieser Zeit da gab es noch keine Strassenlaternen, die mit künstlichem Licht die Strassen erhellten, schreibt Wolfgang Schivelbusch in seinem Buch „Lichtblicke. Zur Geschichtlichkeit der künstlichen Helligkeit im 19. Jahrhundert“. In diesem Buch geht es um verschiedene Bezüge zu verschiedenen Gegenständen, die künstliches Licht bringen: die Lampe, die Glühbirne und unter anderem auch die Strassenlaterne.


Licht bringt Struktur und Ordnung

In den mittelalterlichen Städten war es gang und gäbe, dass sich die Bewohner*innen nachts in ihren Häusern einschlossen, während eine Nachtwache in den Strassen patrouillierte. Diese hatten jeweils Fackeln dabei. Diese dienten unter anderem dazu, die Nachtwächter als Ordnungsmacht sichtbar zu machen.

Im 16. Jahrhundert gab es dann erste Ansätze von einer öffentlichen Beleuchtung, wo jedes Haus mit einem Licht gekennzeichnet werden sollte. So gab es auch erste Vorschriften, die aber noch immer nicht dafür da waren Licht in die Strassen zu bringen. Sie dienten dazu, Struktur und Ordnung in die nächtliche Stadt zu bringen.


Einführung der öffentlichen Beleuchtung

Im Jahr 1667 wurde schliesslich die öffentliche Beleuchtung, aufgrund einer königlichen Anordnung, in Paris eingeführt. Diese sah wie folgt aus: An einem Seil, welches über die Strasse gespannt wurde, waren Laternen angebracht, so dass sie genau über der Strassenmitte hingen. Sie sahen aus wie kleine Sonnen, es war auch der Befehl des Sonnenkönigs, so demonstrierte die Beleuchtung von wem der Befehl kam, diese aufzuhängen und „in wessen Namen sie die Strasse beleuchteten und beherrschten“, so schreibt Schivelbusch über die Situation.

Aufgrund der verschiedenen politischen Regime wurde aber natürlich nicht überall gleichzeitig die öffentliche Beleuchtung eingeführt. Bei einem Vergleich der Städte London und Paris fällt auf, wie unterschiedlich die Frage um die Beleuchtung beantwortet werden kann. Denn erst im Jahr 1736 führte die moderne Grossstadt London eine Art Vereinheitlichung der öffentlichen Beleuchtung ein. Diese wurde halb-öffentlich gelöst, in dem für jeden Stadtbezirk ein Vertragsunternehmer die Beleuchtung übernahm. Im Vergleich zu Paris sah dies also ganz anders aus. Dies auch aus dem Grund, da es ebenfalls den Entwicklungsstand der Polizei in London reflektierte, die komplett anders organisiert war, als jene in Paris. Bis zu einer Reform im 19. Jahrhundert von Robert Peel war die Polizei nach wie vor wie im Mittelalter organisiert. Die Nachtwachen waren auch nicht gefürchtet wie in Paris und unter anderem dazu da, die Stunden auszurufen und das Wetter anzukündigen.

Diese eben genannten Beleuchtungsformen waren noch lange nicht das was es heute ist. Beispielsweise verzichtete man bei hellem Mondschein auf zusätzliche Beleuchtung. Es wurden dafür Leuchttabellen erstellt, um zu entscheiden wann die Lampen brennen sollen und wann nicht. Dies nutzten viele Städte noch bis in das 20. Jahrhundert hinein.


Blick in die Zukunft 

Nun aber genug von der Vergangenheit, interessant ist, dass sich solch eine Alltäglichkeit immer wieder verschiebt und für diesen Zeitraum zur Normalität wird. So wagen wir einen Blick in die Zukunft. Schliesslich gibt es schon verschiedene Projekte, die sich mit der Beleuchtung von smarten Städten beschäftigen.

Der Bericht (Booklet 2020) von Elektron power on dreht sich um das Thema „über das Licht zur Smart City“. Im Vorwort wird geschrieben, dass die ursprüngliche Aufgabe des „Licht Spendens“ sich nicht verändert hat und eine gute Beleuchtung für Sicherheit im öffentlichen Raum sorgt, wie das schon um 1700 in Paris der Fall war.


Smarte Beleuchtung: Verschiedene Ansätze

Ein weiteres Anliegen ist im 21. Jahrhundert aber die Reduktion der Lichtverschmutzung und die Steigerung der Energieeffizienz. Damit dies erreicht werden kann gibt es verschiedene laufende Projekte, wovon ich nun zwei kurz erläutern möchte.

  • Im Jura wurde bereits 2014 ein Pilotprojekt gestartet, um die Beleuchtung zu reduzieren und die Umwelt zu schonen. Dafür nutzen sie das System „Eagle Eye“. Diese Lichtsteuerung mit dem Radarsensor Eagle Eye eignet sich vor allem für wenig befahrene Strassen. So wird die Beleuchtung automatisch ein- und ausgeschalten, je nachdem wieviel Bewegung auf den Fahrbahnen wahrgenommen werden.
  • Es gibt aber auch die Möglichkeit der vollkommenen Kontrolle, so hat beispielsweise Delémont die Strassenbeleuchtung digitalisiert. So werden bis Ende von diesem Jahr 1600 vernetzte LED-Leuchten in verschiedenen Etappen installiert, wobei die Lichtsteuerung so über eine zentrale Plattform vereint wird.

Diese genannten Beispiele umfassen natürlich nicht alle Möglichkeiten, es gibt noch unzählig mehr. Das Nutzen von Lampen mittels Solarstrom wäre beispielsweise ein weiterer Ansatz.

Smart City bedeutet auch intelligente Infrastruktur

Die Firma EKZ berät Städte und Gemeinden zum Thema smarter Infrastruktur. Dies beinhaltet unter anderem auch die Beleuchtungssteuerung. Mit Hilfe von intelligenter Lichtsteuerung können der Stromverbrauch und die Lichtemmissionen der Strassenbeleuchtung gesenkt werden. Wie dies am besten funktionieren könnte, untersuchen sie in verschiedenen Projekten, zudem versuchen sie auch effiziente Systeme zu kreieren, die nicht nur Strassenleuchten sind, sondern wenn möglich noch mit inkludierten nützlichen Zusatzdiensten ergänzt werden können: also ein smartes System kreieren. Beispielsweise eine Strassenlaterne, die gleichzeitig auch noch eine Ladestation für E-Bikes ist.

Lange Zeit hat es gebraucht, bis die Strassenlaternen sich etablieren konnten, wahrscheinlich wird es auch noch einmal eine lange Zeit dauern, bis sich smarte Beleuchtungssysteme wirklich durchsetzen können. Doch scheinen die Pilotprojekte schon jetzt sehr vielversprechend auszusehen.

Titelbild

(Ersterscheinung bei FonTimes)