Manipulierte Menschen akzeptieren sie blind


Manipulation – damit verbinden wir die Beeinflussung von Gedanken und die sich daraus ergebenden Handlungen. Eine Manipulation lässt sich nicht immer sofort erkennen. Viele Manipulationen verlaufen subtil. Manipulierte Menschen nutzen nicht die Mittel, die ihnen heute zur Verfügung stehen, um eine Manipulation zu umgehen. Sie akzeptieren sie blind.

Markus Philipp ist seit mehreren Jahren als bildender Künstler tätig. Er nutzt sein Talent, um in die Rolle eines Bewusstmachers zu schlüpfen. So möchte er die Menschen dazu bringen, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Sie akzeptieren Manipulation blind. Markus Philipp

Im folgenden Interview erklärt er, wie er als Künstler die Manipulation nutzt, welche Arten von Manipulationen es gibt und welche Auswirkungen eine Manipulation auf das Leben eines manipulierten Menschen hat.

Chilitalk: Was haben Sie als Künstler mit dem Thema Manipulation zu tun?

Markus Philipp: Mit meiner Tätigkeit als bildender Künstler möchte ich das Bewusstsein des Betrachters wecken. Es soll eine Sichtweise bekommen, die in ihn berührt und gleichzeitig etwas auslöst. Bestenfalls unterstütze ich die Menschen darin, über eine Sache konkreter nachzudenken und tiefer in ein Thema einzutauchen. 

Chilitalk: Wie setzen Sie die Manipulation bei Ihrer Arbeit ein?

Markus Philipp: Ich nutze die Manipulation als Mittel des Ausdrucks, den ich dem Betrachter vermitteln möchte. Dabei bin ich auf wenige Stilmittel beschränkt. So kann ich etwa mit der Wahl der Farbe eine bestimmte Emotion erzeugen. Von Liebe über Akzeptanz bis zur Ablehnung ist hier alles denkbar. Die Reaktionen können natürlich ganz unterschiedlich sein. Mit anderen Stilmitteln – wie z. B. der Größe eines Bildes oder den Relationen von Proportionen – kann ich bei dem Betrachter ähnliche Sichtweisen auslösen.

Chilitalk: Welches Ziel verfolgen Sie damit?

Markus Philipp: Ich nutze die Mittel der Manipulation, um dem Betrachter die Möglichkeit zu geben, eine Sache unvoreingenommen und transparent zu betrachten. Ob er diese Chance nutzt, bleibt ihm natürlich selbst überlassen.

Chilitalk: Was verstehen Sie unter der blinden Akzeptanz einer Manipulation?

Markus Philipp: Das Adjektiv »blind« bezieht sich in diesem Zusammenhang nicht auf eine Beeinträchtigung des Sehvermögens. Halten wir uns an die psychologische Sichtweise bezieht sich das Wort »blind« auf das eigene »Ich« in uns, das wir nicht erkennen wollen. So werden wir tagtäglich mit unzähligen Einflüssen konfrontiert. Schwierig wird es, wenn diese Einflüsse nur unmittelbar eine Reaktion in uns auslösen. Wir setzen uns mit den Einflüssen nicht unmittelbar auseinander, sondern akzeptieren sie. An der Erforschung der Ursachen denken wir auch nicht. Als Manipulator mache ich mir dieses Verhalten zunutze. Ich spiele mit Reizen und setze sie bewusst ein. Mein Ziel ist es, die Meinung des anderen zu beeinflussen. Hat dieser sich nicht mit dem Einfluss von außen auseinandergesetzt, kann dies für ihn mitunter gefährlich werden.

Chilitalk: Welche Arten der Manipulation kennen Sie?

Markus Philipp: Manipulationen können in vielen verschieden Formen auftreten. Ich nenne hier zum Beispiel die Manipulation der Wiederholung. Je öfter ich etwas wiederhole, je stärker wird der Glaube, dass etwas wahr wird. Dies ist eine gute Übung, um eine Manipulation an sich selbst auszuprobieren. Ein anderer Wegbereiter der Manipulation ist die Angst. Diese Art der Manipulation wird z. B. in der Versicherungsbranche genutzt. Manipulation durch Sprache ist ein mächtiges Werkzeug, das schon während der Nazizeit in Deutschland funktioniert hat.

Aber auch die Information wird von vielen Menschen genutzt, um andere zu manipulieren. Ein wichtiges Kriterium kommt hierbei dem Kontext zu, in der ich die Information verwende. Lasse ich einen Teil weg, oder füge ich andere Informationen hinzu, erreiche ich bei meinem Gegenüber eine bestimmte Denkweise. Dieses Stilmittel verwendet die Werbung, um bei dem Kunden den Wunsch eines Kaufs auszulösen.

Chilitalk: Gibt es Indizien, die für eine Manipulation sprechen?

Markus Philipp: Diese Frage lässt sich nicht so leicht beeinflussen, weil die Manipulation bei dem jeweiligen Adressaten unterschiedliche Reaktionen hervorrufen kann. Es kommt auf den Bildungsstand oder die Informationen an, die ich habe, um eine manipulierte Handlung zu hinterfragen. Hege ich gegenüber der Aktion des Manipulators eine grundsätzliche Skepsis, kann ich sie leichter einschätzen. Bin ich aber grundsätzlich gleicher Meinung, fällt es mir deutlich schwerer, eine Manipulation zu erkennen. Ein Hinterfragen der Manipulation scheidet in jedem Fall aus. Wer neutral an eine Sache herangehen möchte, nutzt so viele Quellen, wie ihm zur Verfügung stehen. Die Hauptquellen sind unser Intellekt und unsere Neugier.

Chilitalk: Welche Auswirkungen kann eine Manipulation auf unser Leben haben?

Markus Philipp: Jede Manipulation kann psychologische, soziale oder existenzielle Folgen für uns haben. So kann manipulierte Werbung dazu führen, dass Frauen ein Schönheitsideal anstreben und magersüchtig werden. Bei anderen löst die Manipulation eine Depression aus, die in einem Selbstmord endet.

Chilitalk: Warum sollten Menschen eine Manipulation nicht blind akzeptieren?

Markus Philipp: Ein Manipulator nutzt die Manipulation, um eine bestimmte Reaktion in uns auszulösen. Dies muss nicht zwingend mit negativen Folgen für die beeinflussten Person verbunden sein. Trägt die Manipulation aber dazu bei, dass wir uns einen Schaden zufügen oder uns nicht wohlfühlen, muss diese durch eine entsprechende Reaktion infrage gestellt werden. Deshalb dürfen wir eine Manipulation nicht blind akzeptieren.

Chilitalk: Wir danken Markus Philipp für das interessante Interview. Möchten Sie mehr über den Künstler Markus Philipp erfahren, besuchen Sie ihn gerne auf seiner Homepage.

http://markusphilipp.de/

Der Künstler Markus Philipp kennt sich auch in der Psychologie der Manipulation aus.

Kurzinfos zum Autor Markus Philipp

Markus Philipp hatte schon früh Kontakt zur Kunst. Als Teenager entwarf er eigene Kleider und hatte Beziehungen zu anderen Künstlern. 2014 entdeckte eine befreundete Künstlerin durch Zufall seine Skizze und ermutigte ihn, den Weg des Künstlers zu gehen. Er schloss sich einer Ateliergemeinschaft von 8 Personen an. Markus Philipp entpuppte sich als ein sehr talentierter Künstler und gab 2015 seine erste Ausstellung in einer Galerie. Neben seiner Kunst arbeitete er viele Jahre als Software-Ingenieur in seinem Beruf bis er 2020 entschloss sich komplett seiner Kunst zu widmen und als freischaffender Künstler tätig zu sein. Seinen besonderen Stil drückt die Einzigartigkeit seiner expressiv und farbbetonten Ölbilder aus. Es folgten mehrere Ausstellungen in München und Hamburg. www.markusphilipp.de