Gemeinsam stark für Kinder

«Man braucht keine Superkräfte, um ein Held zu sein, man muss nur zu sich stehen.» Michel Fornasier

Michel Fornasier ist ohne rechte Hand geboren und macht aus einer Schwäche seine Stärke. Er macht den Menschen Mut. «Kinder fragten mich, ob meine Handprothese über Superkräfte verfügt», sagt Michel Fornasier. An Schulen hält er Vorträge. Michel Fornasier ist ein offener Mensch, der gerne auf Leute zugeht. Ein idealer Botschafter also für die Hightech-Prothese, für die er seit Anfang 2015 ehrenamtlich im Einsatz ist. Michel Fornasier ist auch Autor der Comicbücher Bionicman.

Michel Fornasier wurde ohne rechte Hand geboren. Etwas, wofür er sich in seiner Jugend schämte. Was er früher als Schwäche angesehen hat, setzt er heute gezielt als seine Stärke ein. Heute setzt sich der 43-Jährige gegen Mobbing und die Sensibilisierung für die Situation von Menschen mit einer Beeinträchtigung ein.

Michel Fornasier selbst lebt mit einer der modernsten Handprothesen, die es zurzeit gibt. «Mit der Prothese verfüge ich über 15 Prozent Mobilität einer menschlichen Hand», erzählt Michel Fornasier. Zwölf Menschen in der Schweiz tragen eine solche bionische Prothese. Diese Hightech-Hand eröffnet ihm ganz neue Möglichkeiten und hat sein Leben von Grund auf verändert. «Es ist mir ein persönliches Anliegen, den Bekanntheitsgrad dieses neuartigen Hilfsmittels zu steigern, um so viele Menschen mit dem gleichen Handicap zu erreichen und ihr Leben zu erleichtern. Gerne möchte ich aufzeigen, was heute auf dem Gebiet der Robotik möglich ist, Tabus brechen sowie eine Brücke zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung bauen.», erklärt Michel Fornasier aus Düdingen, Kanton Freiburg.

Via App auf seinem Handy kann er 25 Griffmuster wie das Greifen nach einem Trinkglas abrufen. «Einige Griffe kann ich mittels Grip-Chip, der einer kleinen runden Batterie ähnlich sieht, programmieren.», sagt Fornasier. Diesen kann er auf verschiedenen Oberflächen, wie zum Beispiel dem Fahrradlenker, anbringen. «Mir ist es wichtig, dass auch andere Menschen mit Dysmelie oder Amputation von diesem neuartigen Hilfsmittel erfahren.», sagt Michel Fornasier. 

Bei Kindern ist der Gründer der Stiftung «Give Children a Hand» aber vor allem durch Bionicman bekannt: ein Superheld mit Zauberhand. «Damit kann ich Kindern Mut machen.», erzählt er. «Aber auch auf spielerische Art und Weise über das Thema Beeinträchtigung und Mobbing sprechen.»

Auf die Idee kam er durch Kinder. «Ich wurde oft gefragt, ob ich mit meiner Handprothese über Superkräfte verfüge.», sagt er. «Anfangs verneinte ich die Frage, doch irgendwann antwortete ich: Das ist gut möglich.»Daraufhin seien die Kinder euphorisch zu ihren Eltern gerannt und hätten von der «Zauberhand» erzählt.

Michel Fornasier kommt aus der Finanzbranche und arbeitete lange Zeit für verschiedene Hilfsorganisationen. Er ist auch Autor der Bionicman-Comicbücher. Mit dem befreundeten Comic-Zeichner David Boller, der über 25 Jahre in den USA für die berühmten Verlagshäuser Marvel und DC Comics zeichnete, begann Fornasier sich Geschichten auszudenken. Vor kurzem erschien ihr dritter Band des Comicbuches. Die Abenteuer sind gewaltfrei und handeln von realen Personen. «Das gibt den Geschichten einen ganz besonderen Inhalt.», erklärt Fornasier.

INTERVIEW mit Michel Fornasier

Gemeinsam stark für Kinder

Für die Kinder ist Michel Fornasier der «Bionicman». Im Interview spricht er davon, wie Kinder stark werden.

Michel, deine Hand hast du jahrelang vor Leuten versteckt. Wie hat sich durch eine hochmoderne bionische Handprothese dein Leben verändert?

35 Jahre lang habe ich meinen Armstumpf versteckt. Als ich damals von Kurt Aeschbacher zu seiner Sendung eingeladen wurde und meine Beeinträchtigung plötzlich im Fokus stand, konnte ich mich öffnen. Von da an wurde meine grösste «Schwäche» zur grössten Stärke und zum Erkennungszeichen von «Bionicman». Meine fehlende Hand steht für alle Besonderheiten wie abstehende Ohren, grosse Nasen, Zahnlücken und vieles mehr, dies hilft und stärkt besonders die Kinder.

Ist Mobbing ein Thema, das auch ohne Handicap aktuell ist?

Ja, zahlreiche Studien belegen dies. Neulich riefen mich eine Mutter und ihr Sohn an. Der Junge schämte sich so sehr für seine Zahnlücke, dass er nicht mehr in den Kindergarten wollte. Am Ende des Gesprächs verstand der Junge, dass es genau diese Zahnlücke ist, die ihn besonders macht. Von da an besuchte er mit Freude den Kindergarten. Es geht darum, zu sich selbst zu stehen, denn jeder ist gleich besonders.

Mit deinem Auftritt in den sozialen Medien möchtest du Tabus brechen und Mut machen. Welche Hürden gibt es noch zu überwinden?

Berührungsängste abbauen zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, einen Brückenschlag bilden und dadurch Menschen «enthindern».

Bionicman-Comicbuch zum Bestellen: Der gesamte Erlös der Comicbücher kommt der Stiftung Give CHILDREN a Hand zugute. 

www.bionicman.ch