Der weite Weg zur therapeutischen Berufung

Wer Menschen psychologisch berät, sollte gut ausgebildet sein. Aber nicht nur das: Manche persönliche Fähigkeiten für eine soziale Tätigkeit sind nicht einfach erlernbar. So ist es auch bei der aus dem Iran stammenden Baha Meier-Arian. Die heutige Geschäftsführerin der Privatpraxis für Gesprächstherapie und Coaching in Ulm hat eine ungewöhnliche Lebensgeschichte. Diese hat ihre heutige Berufung geprägt und veredelt.

Unterwegs zu sich selbst

Baha Meier-Arian wird 1980 in Teheran mitten in die iranische Revolution hineingeboren. Für die ganze Familie brechen schwierige 15 Jahre an. 

1995 kommt es zu einer Situation, die nur noch die Flucht als Ausweg zulässt: Als junges Mädchen geht Baha auf eine Geburtstagsparty. Partys aber sind verboten, und die Mädchen landen für eine Nacht im Gefängnis. Sie erleiden am eigenen Leib die Staatsgewalt des Regimes. Am Tag darauf entschließt sich die Familie zur Flucht. Diese war gefährlich und riskant, es ging auf verschiedenen Wegen durch diverse Länder bis nach Österreich. An der deutschen Grenze bekommt die Familie schließlich Asyl gewährt.

In einem unbekannten Land mit fremdartiger Kultur, Religion und einer völlig andersartigen Sprache zu landen wirft die junge Baha auf sich selbst zurück: 

Wer bin ich jetzt noch? 

Diese zutiefst menschliche Frage ist für sie jetzt in viel höherem Maße existentiell als für viele ihrer teils gelangweilten und übersättigten Mitmenschen in ihrem neuen Heimatland. Diese besondere Sensibilität für jede Art von schicksalhaften Lebensprüfungen wird aber erst am Ende ihrer Reise zu sich selbst ein persönlicher Gewinn werden. 

Kulturelle Distanz – Herausforderung und Chance

Baha Meier-Arian steht vor schweren Aufgaben. Als Fremde muss sie im deutschen Alltag und in der Schule Fuß fassen. Nebenher arbeitet sie, um die Familie existentiell zu unterstützen. Gefühlt gibt es zwar zunächst nur einen Blick – den nach vorne. Dennoch haben Vergangenheit und Flucht in dem jungen Mädchen Spuren hinterlassen: Sie erhält auch therapeutische Hilfe, um diese Traumata zu bewältigen. 

Die deutsche Sprache zu erlernen, einen Schulabschluss zu machen, beides wird überlebensnotwendig: Nur so gelingt es, nach 10 Jahren ständig drohender Abschiebung endlich die deutsche Staatsangehörigkeit zu erlangen. Was für in Deutschland Heranwachsende unbewusste Sozialisierung bedeutet, muss sie sich mühsam, aber somit auch bewusst aneignen. Schon seit Jahrtausenden sind es früher die am Rande stehenden Menschen gewesen, die für ihre Mitmenschen zu schamanischen und heilkundigen Helfenden wurden. Distanz schärft den Blick für das «Unbehagen in der Kultur» – so der Titel des massenpsychologischen Werkes von 1930, geschrieben vom Urvater der Psychotherapie, Sigmund Freud. Dieser produktiv distanzierte Blick auf die Lebensumstände ihrer Mitmenschen ist nicht die einzige Säule, auf die Baha Meier-Arian ihre heute so erfolgreiche und wertvolle Arbeit stützt. 

Empathie – eine Grundlage therapeutischer Arbeit

Belastete, kranke und traumatisierte Menschen wissen meist nicht, wo sie sich mit ihren Bürden noch hinwenden sollen. Sie erfahren, dass in einer von Leistungsstress geprägten Lebenswelt die meisten Mitmenschen schon genug mit sich selbst zu tragen haben. Daher wächst der Wunsch nach einem sicheren Ort, an dem sie sich zeigen können und wo sie verstanden werden. 

Natürlich kann und muss man nicht detailliert alle Erfahrungen gemacht haben wie die Menschen, die sich ratsuchend an einen wenden. Aber ein schweres eigenes Schicksal erfolgreich zu meistern, schafft Vertrauen in eigene Heilkräfte. Diese positive Überzeugung fließt in die Arbeit hinein und unterstützt die therapeutischen und Coachingmaßnahmen für den Ratsuchenden. 

Baha Meier-Arian drückt es auf ihrer Website so aus: «Daher weiß ich ganz genau wie es ist, orientierungslos, emotional gefangen und hilflos zu sein, aber auch wie und mit welchen Mechanismen man sein Leben ändern, anpassen und verbessern kann.» Das Gefühl auf eigenen Erfahrungen gegründetes Mitgefühl gibt dem verzweifelten Gegenüber das Vertrauen, sich anzuvertrauen. Sich tief einzufühlen und zugleich in sich selbst gefestigt und klar zu bleiben sind therapeutische Grundtugenden, auf die Baha-Meier Arian folgend in beeindruckender Weise ihre therapeutischen Qualifizierungen aufbaut.

Von Stressmanagement bis zur Traumatherapie

Durch ihren Lebensweg konnte Baha Meir-Arian auch die Qualitäten in sich entdecken, die man heute persönliche Ressourcen und Resilienz nennt: Sie wurde zur Expertin für die Bewältigung herausfordernder Lebenssituationen aller Art, unter anderem den Umgang mit Angst und Entwicklung von Mut und mentalen Stärke . Als geprüfte psychologische Beraterin, ausgebildete Gesprächstherapeutin nach Carl Rogers und Business Coach, verfügte sie ab 2015 auch über die formalen Grundlagen ihrer heutigen Arbeit. 

2019 gründete sie schließlich ihre erfolgreiche Privatpraxis für Charakter Coaching Business Coaching. Durch weitere Fortbildungen hält sie ihr immenses Fachwissen auf neuestem Stand. 

Inzwischen wandte sie sich auch als Autorin und Co-Autorin mit zwei Büchern an ein breiteres Publikum. Vor allem in «Charaktere des Alltags – Wegweiser durch die Suppe des Lebens» profitiert sie von ihrem geschärften Blick auf ihre Umwelt: In detaillierten Charakterstudien öffnet sie interessiert Lesenden den Blick für Möglichkeiten, das eigene Leben auch unter schwierigen Umständen wieder freudvoll, lebenswert und erfolgreich zu gestalten. So bilanziert Baha Meier-Arian folgerichtig die Herausforderungen ihres langen Weges: «Das waren wertvolle Lektionen, die ich in jungen Jahren gelernt habe, welche ich nun täglich in meine Beratungen und therapeutischen Bemühungen einfließen lasse.»

Autorin Baha Meier-Arian

Baha Meier-Arian ist Gründerin und Geschäftsführerin der Privatpraxis für Business- & Charakter-Coaching für Führungskräfte. Ihre Schwerpunkte liegen im Charakter- und Business-Coaching, empathisch direkte Kommunikation, neue Perspektiven schaffen für Firmen und Führungskräfte. Sie verhilft durch Krisensituationen und ist Mutmacherin. Kontakt: https://www.mental-health-management.de

Titelbild: Die Stadt Teheran im Iran. Bild Pixabay