Stress dauerhaft abbauen gelingt, wenn sich die Betroffenen aktiv über ihre Ängste bewusst werden

Was war zuerst da, das Ei oder die Henne? Genauso kann man sich fragen: Löst Angst Stress aus oder Stress eine Angst?

Vor einer Gruppe frei sprechen zu müssen oder einen Vortrag vor anderen Menschen halten, kann immensen Stress auslösen. Da im Vorfeld immer Ängste ausgelöst werden, hat der Stress im Anschluss ein leichtes Spiel. Niemand ist vor diesen Ängsten grundsätzlich gefeit und jeder kann in die Lage kommen, diese zu verspüren. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Schulkind oder Top-Manager ist.

Die Expertin Ingrid Richter weiss aus ihrer jahrelangen Erfahrung heraus nur zu gut, welche Ängste meistens vorherrschen und wie man sie hinter dem Stress erkennen und diagnostizieren kann. Im folgenden Gastbeitrag klärt sie über die Thematik auf und verrät, welche Ängste hinter all dem verspürten Stress wirklich stehen.

Ingrid Richter arbeitet innerhalb der Stressprävention und kennt sich bestens damit aus, Angstthemen und deren Ursachen zu verstehen. Da sie über die Jahre viele Menschen in diesem Kontext betreut hat, weiß sie bestens darüber Bescheid, dass die meisten Stresspatienten überhaupt nicht wissen, dass sich hinter ihren Stresssymptomen zuerst eine Angst verbirgt.

  1. Versagensängste

Die Angst vor dem Versagen kann jeden betreffen und macht vor niemandem halt. Sie kann bis in die intimsten Lebensbereiche hineinwirken und Menschen hemmen, wundervolle Dinge zu tun oder zu erleben. Wenn die Angst vor dem Blackout so gross wird, dass sie alles beherrscht, wird dieser auch garantiert kommen und die jeweilige Situation zu einem Desaster werden lassen.

  1. Der Gedanke, nicht gut genug sein zu können

Da diese Form der Angst zu extremen Stresssituationen und Stressmomenten führen kann, ist sie wirklich gefährlich und existenziell. Niemand sollte aus dieser Angst heraus agieren und Stress erleben müssen, der ernsthaft bedrohlich werden kann. Der Gedanke, dass man andere enttäuschen könnte, ist zwar nicht schön, gehört aber doch ein Stück weit zum Leben einfach dazu. Wer das akzeptiert und reflektiert, hat aktiv gegen die Angst und den Stress gearbeitet.

  1. Die Angst vor plötzlichem Erfolg

Ja, auch Erfolg kann Angst einjagen und Stress auslösen. Wenn man etwas gewonnen oder erreicht hat, kann man das jeweilige auch wieder verlieren und tiefer fallen als zuvor. Die Angst davor hemmt viele und hat schon unzählige Karrieren an den Rand des Aus gebracht.

  1. Die Angst vor der Blamage

Jeder Mensch trägt diese Urangst in sich – die Angst, sich vor einer Gruppe oder anderen Menschen zu blamieren. Diese Momente, in denen sich diese Angst breit machen kann, wird es in jeder Biographie immer wieder geben, sie begleiten uns meistens auf einem langen Stück unseres Lebensweges. Daher ist auch der Stress, der mit dieser Angst einhergeht, meistens ein lebenslanger Begleiter, wenn man sich keine Strategien aneignet, wie diese Angst reduziert oder vermieden werden kann.

  1. Angst vor Unpünktlichkeit

Auch wenn einem Klischee nach jeder Deutsche immer pünktlich ist, sieht die Realität natürlich anders aus. Jeder ist irgendwann unpünktlich und schafft es einmal nicht, zur gewünschten Uhrzeit anzukommen. Wer sich dann im Vorfeld schon vom Gedanken der Unpünktlichkeit verrückt machen lässt, hat Stress und Hektik vorprogrammiert.

  1. Die Angst davor, nicht jeden zufriedenstellen zu können

Gerade Frauen haben riesige Ängste davor, innerhalb einer Aufgabe oder eines Ablaufs eine beteiligte Person nicht ausreichend zufrieden zu stellen oder berücksichtigen zu können. Wenn sich dann die Aufgaben türmen oder schlichtweg nicht ausreichend Kapazitäten zur Verfügung stehen, kommt der Stress und Angstschweiss ins Spiel.

Nie allein

Viele Menschen, die unter Stress und seinen Folgen leiden, sollten daher also zunächst einmal ihre Ängste bekämpfen und dieser Herr werden. Stress dauerhaft abbauen gelingt also nur, wenn sich die Betroffenen aktiv über ihre Ängste bewusst werden und diese anschließend mit Expertenhilfe erfolgreich besiegen. Menschen wie Ingrid Richter wollen dabei helfen und niemanden mit seinen Ängsten allein lassen.

Titelbild Ingrid Richter