Das Bewusstsein für gesunde Lebensmittel ist in den letzten Jahren auch in Afrika stark angestiegen. Biologisch produzierte Lebensmittel sind nicht nur besser für die Umwelt, sie ermöglichen den Bäuerinnen und Bauern in Ostafrika auch weitere grosse Möglichkeiten.

Selina Meier

Die Bio-Zukunft
Wie Florian Blumer von Biovision berichtet, ist aktuell in Ostafrika ein Wandel zu beobachten. Die meisten der Bio-Produkte würden zwar noch immer exportiert werden, doch käme es in den afrikanischen Ländern selbst zu einer grösseren Nachfrage für Bio-Lebensmittel. Vor allem in den wachsenden Grossstädten würde dies zutreffen, so schreibt Blumer. Dank den sozialen Medien erreichen Informationen über Pestizide auch immer mehr Menschen. So kommt es dazu, dass auch vermehrt Kundinnen und Kunden nachfragen, wie gewisse Produkte hergestellt werden und das Verlangen nach ökologisch produzierter Ware zunimmt. Schon im  Jahr 2013 sind Artikel zu finden, die darüber berichten wie es in Uganda zu einem verstärkten biologischen Anbau kommt. So ist beispielsweise die Rede von Bio-Tomaten, die den Bäuerinnen und Bauern mehr Ertrag bringen. Damals gab es erst  einen Bioladen in der Hauptstadt. Uganda ist heute das Land mit den meisten Bio-Produzenten (210 000). Biovision arbeitet auch mit Partnerorganisationen in Ostafrika, um solche Initiativen zu fördern. Denn es braucht ein grosses Engagement und lokale sowie nationale Impulse, damit es funktionieren kann. Die Frage, welche noch im Raum stünde, ist die nach einem allgemeingültigen Bio-Standard, der bis jetzt noch nicht existiert: Vieles basiert momentan noch auf Vertrauen.

Doch ist Bio wirklich besser?
Dass der ökologische Landbau als ressourcenschonend gilt, basiert auf zahlreichen Forschungsarbeiten der letzten Jahren. Bio geniesst allgemein einen guten Ruf, doch inwiefern ist es wirklich besser? Bei dieser eben genannten Fragen sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Bioanbau hat sicher eine positive Auswirkung auf die Böden und die Biodiversität und schützt Grund- und Oberflächenwasser. Wie Lara Schwenner von Quarks berichtet, kann die konventionelle Landwirtschaft in diesen Punkten nicht mithalten. Beim Klimabeitrag kommt es auf die Perspektive an, da Ökolandwirtinnen und -Landwirte zwar weniger direkte Emissionen erzeugen, aber mehr indirekte Emissionen. Doch emittieren Ökobetriebe weniger Klimagase aus Vorketten wie Düngermittelproduktion. Egal, ob bio oder nicht: Die meisten Emissionen werden durch die Tierhaltung erzeugt, wie Schwenner weiter schreibt. In einer Studie von Jürg Sanders und Jürgen Hess (Hg.), auf die sich auch der Artikel von Quarks bezieht, in der unter anderem eine Literaturrecherche vorgenommen wurde, wird davon gesprochen, dass die ökologische Bewirtschaftung gegenüber der konventionellen Variante betreffend Umwelt- und Ressourcenschutz bei 58% der analysierten Vergleichspaare Vorteile aufwies. Nur bei 14% war die konventionelle Bewirtschaftung vorteilhafter. Sie kommen somit zur entsprechenden Schlussfolgerung, dass der ökologische Landbau einen relevanten Beitrag zur Lösung von umwelt‐ und ressourcenpolitischen Herausforderungen dieser Zeit leisten können und so also zurecht als eine Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Landnutzung gilt. Die Frage aus dem Untertitel würde so also mit Ja beantwortet werden.



*Sanders J, Hess J (2019) Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft. 2. überarbeitete und ergänzte Auflage. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 398 p, Thünen Rep 65, DOI:10.3220/REP1576488624000
**Titelbild: unsplash.com/Markus Spiske