Fliegerjacken, Waffen, Poster, Zapfsäulen und vieles mehr. Die Sammlung von Jacques Hirt ist gross. «Jaco» wie ihn alle nennen ist ein Sammler. Jacques Hirt und seine Partnerin Agnès Carrel zeigen in ihrem örtlichen Museum in Neyruz authentische Objekte aus den 1940er bis 1970er Jahren. Es sind auch Zeitzeugen vom Freiburger Autorennfahrer Jo Siffert zu bewundern. Zum 50. Todestag in diesem Jahr ist dem legendären Autorennfahrer eine Sonderausstellung im Viper Museum Givisiez gewidmet.

Jaques Hirt und Agnès Carrel leben und arbeiten in Freiburg. Hier sind sie aufgewachsen. Beiden sind Freundschaften wichtig. Die Freunde kommen regelmässig an den Wochenenden in das kleine Museum in Neyruz. Man könnte sagen, das Netzwerk besteht aus einer Fangemeinde von ehemaligen Rennfahrern. Sie leben Traditionen und Legenden hoch.

Wenn man jemanden als Sammler bezeichnen kann, dann ist es der Freiburger Jacques Hirt. Der 63-jährige Zahntechniker sammelt in seiner Freizeit historische Objekte. Sammeln ist seine grosse Leidenschaft. Jacques Hirt führt seit zehn Jahren in Neyruz ein kleines Museum mit ganz besonderen Objekten. Es sind Raritäten aus der Rennfahrerzeit von Persönlichkeiten und besonders solchen vom Freiburger Rennfahrer Jo Siffert. Doch das Sammeln hat schon viel früher begonnen.

Einige Besucher sitzen an diesem Samstag am grossen Gästetisch. «Très sympa», sagt einer. In Französisch sprechen die Freiburger von «alten» Zeiten. Die Jukebox spielt Hits von 1967. Im Hintergrund läuft auf dem modernen Gerät ein Film mit Autorennen von damals. Auch der Rahmen stimmt.

Gründerzeiten

Jahrzehnte liegen zurück, als alles angefangen hat. Jaco spricht von zwei Schlüsselerlebnissen, die seine Sammlung und auch seine Passion dafür auszeichnen. Das erste ist ein Johnny Hallyday-Konzert in Genf im Jahr 1971. «Meine Mutter hat mir das Ticket für meinen Geburtstag geschenkt“, sagt Jaco. Ein anderer mythischer Charakter, der ihn begeistert ist James Dean.

Im kleinen privaten Museum von Jaco gibt es Emailleplaketten, Filmplakate, Radios, Motorräder, eine Wayne-Zapfsäule aus dem Jahr 1937, genau wie auf den Gemälden von Edward Hopper. Und dann kommen die Erzählungen von Jaco hinzu. Er spricht von einem Autorennen vor 50 Jahren, als hätte er es jede Minute selber erlebt. Emotionen in seiner Stimme. Ein Besucher sagt, wenn Jaco erzählt, fühlt es sich so an, als wenn man das Summen der Motoren, den Geruch von verbranntem Gummi, und Steve McQueen beim Fahren – mit allen Sinnen erleben kann.

Jaco sammelt Originale

Wer Jacos Räumlichkeiten in Neyruz betritt, fühlt sich Jahre zurückversetzt, als wäre der Besucher irgendwo in Amerika. «Was ich sammle ist ein ganzes Universum», sagt Jacques Hirt. Es übt eine Faszination aus, die nie ende. Seine Partnerin Agnès Carrel arbeitet als Lehrerin in Fribourg. In der Freizeit hilft sie ihm sein Museum zu verwalten. Ihr Engagement ist mit ebenso viel Freude verbunden. «Bald habe ich mehr Zeit», sagt Agnès Carrel, denn nach ihrer Pensionierung werde sie all die Dinge ordnen, für die bisher kaum Zeit blieb.

Jaco kennt jeder in Fribourg. Er fährt einen schwarzen 1957er Chevrolet Pickup, komplett renoviert und umgebaut. Früher war es sein Motorrad. Mit seinem schwarzen Jacken-Look ging Jaco als junger Mann wie ein Rocker durch die 1980er Jahre. Er besass ein Triumph-Motorrad, während alle anderen mit Kawasakis unterwegs waren. Er mag die alten Zeiten. Es ist unmöglich, alles in seinem Museum aufzuzählen. «Ich habe meine Sammlung vor über vierzig Jahren begonnen», sagt Jaco. Die Gegenstände sind Originale, Herzstücke, die er von echten Stars erhält.

Ein Stück Blech oder doch mehr

Eine Schaufensterpuppe trägt das Outfit eines Widerstandskämpfers aus dem Zweiten Weltkrieg, mit einem Maschinengewehr. An der Decke, neben einer alten Napalmbombe, befindet sich ein Stück zerknittertes Metall. zerknittertes Blech. «Dies ist ein Stück von Ricky Rudd’s Auto.» Jaco zeigt auch einen kaputten Reifen, mit Resten von Teer. Daneben füllen Gegenstände, die zu Joseph Siffert gehörten, die Vitrinen und geben dem Ort einen musealen Charakter.

Im oberen Stockwerk zeigt Jaco eine abgenutzte Jacke mit einem alten Hell’s Angels-Logo. «Es war das von Ernest Touhey, dem amerikanischen Flieger, der machte 25 Einsätze mit dem Hell’s Angels-Bomber», sagt Jaco. Die Schellack-Platte von den Beatles ist Original signiert. Stolz zeigt Jaco auch einen Pokal. Jo Siffert hat ihn beim Grossen Preis von Österreich 1971 gewonnen. Es war eine aussergewöhnliche Leistung. Er fuhr die schnellste Runde, und er lag das ganze Rennen in Führung.

Jaco zeigt die Ära Jo Siffert.

Jo Siffert lebt im Museum weiter

Viele Anekdoten des berühmten Autorennfahrers erzählen Jaco und die Freiburger Freunde. Mehr als ein Jahrhundert lang faszinierte Siffert die ganze Schweiz bis zu seinem tragischen Tod in Brands Hatch am 24. Oktober 1971. Neben seinen beruflichen Aktivitäten als Inhaber von zwei Garagen in Freiburg, der Marken Porsche und Alfa Romeo fand Jo Siffert immer noch Zeit, sein fahrerisches Talent auf den Rennstrecken der Formel 1 und Formel 2 bei internationalen Langstreckenrennen, in der CanAm Serie und Bergrennen zu zeigen. «Es kam oft vor, dass er am selben Wochenende an mehreren Rennen Im Einsatz war», sagt ein Besucher.

«Eine Tasse war ein Geschenk von Simone Siffert, seiner zweiten Frau», sagt Jaco stolz. Er besitzt auch eine Sonnenbrille, den Helm, der auf dem Sarg bei der Beerdigung von Jo Siffert befestigt war. Oder eine Weste. Schon 2018 feierte Neyruz den 50. Jahrestag von Sifferts erstem Sieg im Formel-1-Weltmeisterschaft, in Brands Hatch. Die Mechaniker waren eingeladen, ebenso wie Jo Sifferts Witwe. Ein weiterer Fahrer aus Fribourg, dessen Karriere Jaco leidenschaftlich verfolgt, ist Benoît Musy. Er war Fallschirmspringer, Jagdflieger, dann Pilot auf Moto Guzzi, bevor er zu Maserati weiterzog. Ein grosser Rennfahrer, aus der Zeit von Fangio. Er starb 1956 in Montlhéry. Jaco weiss, dass ihn Jo Siffert bewunderte. Die Erfolgsgeschichte geht weiter.

A BIENTOT, Jaco et Agnès, et tous les copains fribourgois!

Titelbild: Jaco und Agnès mit ihren Museumsfreunden im kleinen Museum in Neyruz mit authentischen Objekten der 1940er bis 1970er Jahren.

Hommage zum Todestag von Jo Siffert – 1971

Hommage zum Todestag von Jo Siffert – 1971 In Erinnerung an den vor 50 Jahren tödlich verunglückten Jo Siffert wird im Viper Museum Givisiez eine Ausstellung gewidmet. Diese dauert bis zum 17. Dezember 2021 und ist jeden Freitag von 10 bis 20 Uhr für die Öffentlichkeit geöffnet. Die Öffnungszeiten sind ebenfalls von 10 bis 13 Uhr am 3. Sonntag jeden Monats; die kommenden Daten sind am 20. Juni, 18. Juli, 15. August, 19. September, 17. Oktober und 21. November 2021. Ausgestellt sind Rennautos aus der aktiven Zeit von Jo Siffert mit Porsche Typ 917, Stanguellini, Lotus 22, Lotus 49B, BMW-Formel 2, Chevron Formel 2 und BRM F1, mit denen Jo Siffert auf den Rennstrecken der Welt seine Erfolge feierte und seine grosse Fangemeinde begeisterte. Anreise und Kontakt – Jo Siffert 21 – DE Dauerausstellung von einigen von Jo Siffert gefahrenen Rennfahrzeugen – Jo Siffert 21 – DE