Auch mit sportlichen Aktivitäten können sich Trainierte vegan ernähren

Selina Meier

Vegan sein ist ein Lebensstil, der in fast jeder Lebensphase verwirklicht werden kann. Was vegane Ernährung im Spitzensport bedeutet, zeige ich in diesem Artikel. Damit meine ich auch, dass sich vegan nicht nur auf die Ernährungsweise bezieht, sondern ein Lifestyle ist. Das bedeutet, dass auch beim Kauf von Kleidung, Kosmetik und Möbel berücksichtigt wird, aus welchen Materialien die Produkte hergestellt werden oder ob allenfalls mit Tierversuchen gearbeitet wird. So stellt sich die Frage, wenn man sich vegan ernährt und gut darauf achtet, dass die Zufuhr von Nährstoffen richtig geregelt ist. So sollten auch jegliche Sportarten, auch auf Leistungsniveau gut durchführbar sein. Die Reihe an Spitzensportlerinnen und -sportler, die sich vegan ernähren und dies auch bekannt machen, wird immer grösser, beispielsweise Sergio Aguero, Lionel Messi, Timo Hildebrand, Venus Williams und Lewis Hamilton, um nur einige wenige zu nennen.

Auch Fusssballer ernähren sich vegan

Zu diesem Thema gibt es Podcasts. Ein Beispiel ist: «5 Minuten vegan – Dein veganer Mini-Podcast» in dem Jens Herndorff wöchentlich Tipps und Tricks über ein veganes Leben teilt. In der 71. Folge (vom 24. Februar 2020) spricht er über den Fussballclub Forest Green Rovers, der erste vegane Fussballclub der Welt. Der Eigentümer des Vereins hat sich schon lange Zeit für Nachhaltigkeit begeistert und hat dann dafür gesorgt, dass der vegane Gedanke in den Verein getragen wird. Auf Ihrer Webseite weist die Mannschaft darauf hin, dass sie 100 Prozent vegan sind.

Die vegan Fussballer schreiben, dass sie sich 2015 dazu entschieden haben, aufgrund des Einflusses der Viehzucht auf die Kohlenstoffemissionen sowie wegen dem Tierschutz. An Spieltagen werden so auch nur pflanzliche Speisen serviert, wie Burger, würzige Pasteten, vegane Fajitas oder ähnliches, wobei alle Zutaten aus der Region kommen. Der Verein wurde im Jahr 2017 dann auch als erster veganer Fussballverein der Welt anerkannt, da sie von der Vegan Society mit dem Vegan Trademark zertifiziert wurden. Auch ihr neues Stadion Eco Park ist ein Projekt, dass komplett nachhaltig werden soll – so kann also gesagt werden, dass dies ein Verein ist, der sich vollkommen der Nachhaltigkeit verschrieben hat wie Herndorff selbst sagt.

Verschiedene Ansichten bezüglich Ausdauersport

In der Handelszeitung findet sich ein Artikel, der den Titel «Fazit: Vegane Ernährung ist nichts für Spitzensportler» trägt, wobei es sich um einen Selbstversuch aus dem Jahr 2015 handelt. In diesem Fall geht es um die Sportart Laufen. Mike Kleiss läuft pro Tag 25-30 Kilometer und hat versucht sich eine gewisse Zeitspanne vegan zu ernähren, um so heraus zu finden, ob die gleiche Leistung erbracht werden kann. Begleitet wurde er von einer Ärztin. Am Ende wurde festgestellt, dass er sich auch in der Zukunft vegan ernähren könnte, dafür müsste er einfach mehr Zeit und Geld investieren, sich das nötige Know-how aneignen und auf die Supplementierung von Vitamin B12 achten.

Die Ärztin würde es kaum empfehlen, da eine ausgewogene Ernährung zentral für Sportlerinnen und Sportler ist. Im selben Jahr (2015) erschien auf der swissveg.ch Internetseite ein Artikel über Marathonlaufen in Bezug auf vegane Ernährung. Joost Oerlemans erzählt, wie er zu Beginn nur mit dem Laufen begonnen hat, um einige Kilos los zu werden. Oerlemans ist seit 1996 aus ethischen Gründen Vegetarier und seit 1997 Veganer. Für ihn ist völlig klar, dass die vegane Ernährungsweise kein Hindernis darstellt, um Ausdauersport zu betreiben. Oerlemans glaubt, dass sein Energiehaushalt sogar ausgewogener ist, als bei anderen Sportlerinnen und Sportler, die sich nicht vegan ernähren. Seit seinem 40. Lebensjahr lässt er sich pro Jahr einmal medizinisch durchchecken und hatte bisher immer nur positive Resultate. Somit stellt sich die Frage, wieso diese beiden Ausdauersportler so verschiedene Sichtweisen haben. Bezüglich dem Fussballclub, der sich vegan ernährt verhält und all den Profisportlern, die sich vegan ernähren? – Leben die Profis alle richtig ungesund und mit Mangelerscheinungen?

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Mahlzeitenplanung ist wichtig

In einem, vor kurzen veröffentlichten Artikel, im Journal Physical Fitness and Sports Medicine, von Kenneth Vitale und Shawn Huegelin* geht es darum, dass sie aufzeigen wollen, dass in den letzten Jahren das Interesse für vegetarische und vegane Ernährung auch bei Hochleistungssportlerinnen und -Sportlern zugenommen hat. Sie weisen auf Verwirrung und Kontroversen hin, die es in der aktuellen Literatur immer wieder zu finden gibt. Die oben erwähnten Beispiele der beiden Berichte illustrieren diese Verwirrung gut. Das Problem ist vor allem, dass eine vegetarische oder vegane Ernährung als arm an bestimmten Mikronährstoffen wie Eisen, Zink, Kalzium, Jod, Vitamin A, B2, B12, D sowie an Eiweiss, Omega-3-Fettsäuren und Gesamtenergiebedarf gilt. Wie die Autoren aber schreiben enthält eine vegetarische Ernährung jedoch typischerweise mehr komplexe Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Magnesium, Nitrate, Folsäure, Vitamin C und E, Carotinoide und andere Phytochemikalien, welche Sportlerinnen und Sportlern gewisse Leistungsvorteile bieten können. So sind die Autoren der Meinung, dass mit der richtigen Mahlzeitenplanung eine Sportlerin und ein Sportler den gesamten Nährstoffbedarf mit pflanzlichen Lebensmitteln decken kann, ohne dass es zu Einbussen bei der körperlichen Leistungsfähigkeit kommt.

Die vegane Ernährung bleibt ein aktuelles Thema

Es trifft zu, dass das Thema nicht nur eine Randgruppe betrifft, sondern breit diskutiert wird. Anfangs 2020 ist in der Migros-Zeitung ein Artikel erschienen, wo Schweizer Spitzensportlerinnen und -Sportler befragt wurden, wie sie dies sehen, ob man im Spitzensport erfolgreicher ist, wenn man sich fleischlos ernährt. Dies ging auf eine Diskussion rund um die Dokumentation «The Game Changer», in der genau dies behauptet wird. Die Baslerin Natascha Badmann, die sechsmal den Ironman auf Hawaii (zwischen 1998 und 2006) gewann, ernährt sich ebenfalls ausschliesslich vegan. Im Interview mit der Migros Zeitung sagt sie, «dass der Zusammenhang zwischen ihrer Ernährung und ihrem Erfolgt den Menschen nicht in den Sinn kam». Dies ist heute anders. Das Thema ist, wie in diesem Artikel ersichtlich wurde, ein immer kontrovers diskutiertes Thema.

Grund dazu ist, dass es keine komplett gesicherten wissenschaftlichen Beweise gibt, weswegen vor allem auch die Aussagen in der vorher genannten Dokumentation eher mit Vorsicht zu geniessen sind. Die Migros Zeitung hat auch mit Ernährungsspezialisten gesprochen, welche der Meinung sind, dass es durchaus möglich ist, dass eine ausgewogene Ernährung vegan zu erreichen. Sie sprechen auch davon, dass bei der veganen Ernährung vor allem wichtig ist, dass man sich richtig mit dem ganzen Thema befasst. Bei Hochleistungssport ist ein zu berücksichtigender Punkt sicher, dass pflanzliches Eiweiss weniger effizient als tierisches verwertet wird und für den Muskelaufbau, wobei der Körper für den Muskelaufbau mehr pflanzliches Eiweiss braucht und für die gleiche «Wertigkeit» der Athlet verschiedene pflanzliche Proteine kombinieren sollte.

Das Thema ist in der Literatur kontrovers diskutiert und es gibt noch keine fundierten wissenschaftlichen Erkenntnisse über den genauen Zusammenhang. Deshalb lohnt es sich, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, bevor man sich komplett vegan ernährt. Wenn man alle Faktoren richtig beachtet, kann davon ausgegangen werden, dass auch mit einer veganen Ernährung Spitzensport auf höchstem Niveau gemacht werden kann.

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