Als alternativer Titel wäre “die Macht des Internets” durchaus sehr treffend. In der Sendung vom 12. April 2021 der Höhle der Löwen kamen die Gründer des Produkts Pinky Gloves mit Ralf Dümmel zu einem Deal. Die Plastikhandschuhe dienen laut den Gründern dazu, das Leben der Frauen zu vereinfachen. Gestern wurde bekannt, dass das Produkt ganz vom Markt genommen wird. Der Schuss ging nach hinten los, aber warum?

Selina Meier

Soziale Medien und das Internet allgemein sind durchaus mächtig
Die beiden Gründer André Ritterswürden und Eugen Raimkulow kamen am vergangenen Dienstag bei dem Löwen Ralf Dümmel gut an und bekamen mit ihrem Produkt einen Deal. Nach der kleinen Freude, mussten die Gründer aber feststellen, dass der Deal nicht das einzig neue in ihrem Leben war, sondern sie im Internet mit massiver Kritik überflutet wurden. Auch das Unternehmen ooia hat sich bezüglich der Diskussion zu Wort gemeldet, da sie ebenfalls ihr Produkt bei der Höhle der Löwen vorgestellt haben, aber keinen Deal bekamen. Der Grund wieso die beiden Gründerinnen der wiederverwendbaren Periodenunterwäsche war, dass das Produkt zu nischig sei.

Dies scheint verwirrend: Plastikhandschuhe, die von zwei Männern für Menstruierende entwickelt wurden und eher umweltunfreundlich sind bekommen einen Deal und das Unternehmen ooia, welches von zwei Frauen gegründet wurde und umweltfreundliche Periodenunterwäsche herstellt, nicht: Dies passt nicht ganz in das 21. Jahrhundert, was auch ziemlich viel Menschen in den sozialen Medien unterstützen. 

Die Debatte um die Handschuhe in den sozialen Medien hat nun so weit geführt, dass gestern (19. April 2021) bekannt wurde, dass sämtliche Einkaufs- und Vertriebsaktivitäten eingestellt und alle Pinky Gloves vom Markt genommen werden. Es scheint, dass dies der Macht der sozialen Medien zu verdanken ist. Die Gründer entschuldigen sich in verschiedenen Statements, dass man Gefühle und Emotionen nicht verletzen wollte und sie verstehen würden, dass viele verärgert seien. 

Das Problem mit dem Produkt
Die Diskussion in den sozialen Medien entstand vor allem dadurch, da die Pinky Gloves Handschuhe sind, mit denen die hygienische Entsorgung von Binden und Tampons ermöglicht werden soll. Sie sind nicht umweltfreundlich und verstärken die Stimmen, dass die Menstruation zu verstecken sei, was grundsätzlich als ein Problem dargestellt wird.

Dies kam vor allem zum Vorschein, da die Inspiration für die Handschuh, wie die beiden Gründer sagen, folgendes war: „Wenn man mit mehreren Frauen in einer WG wohnt und nur ein Bad zur Verfügung hat, ist ja klar, dass man auch mal den Blick in den Mülleimer werfen muss. Nach einer gewissen Zeit riecht das unangenehm und Hygieneartikel in eingewickeltem Toilettenpapier nässen durch. “ Die Diskussion in den sozialen Medien löste so vor allem die Debatte rund um die Enttabuisierung der Menstruation aus. Es ist problematisch, dass durch die Pinky Gloves suggeriert wird, dass Menstruation etwas ekliges sei. Diese Vermittlung war eigentlich nicht das Ziel der beiden Gründer. Eigentlich wollten sie ja das Leben der Frauen einfacher machen und die Entsorgung von Tampons und Binden unterwegs vereinfachen.

Für dieses scheinbare Problem gibt es aber durchaus schon andere Lösungen. Beispielsweise, dass gar keine Einweg-Binden und Tampons mehr verwendet werden müssen, was sowieso umweltfreundlicher ist. Alternativ kann Periodenunterwäsche oder eine waschbare Stoffbinde getragen werden. Oder frau steigt auf die Nutzung des Cups um: Das sind alles umweltfreundliche Lösungen. 

Hier zum Beispiel eine Periodenunterhose von ooia: ooia Highwaist schwarz

Problem Internet
Nebst der Debatte rund um die Handschuhe, ist noch ein anderes Phänomen aufgefallen. Und zwar wie erschreckend das Internet sein kann. Trotz der Statements der Gründer, finden sich im Internet aktuell ziemlich krasse Drohungen und Hasstiraden gegen die Gründer und auch deren Familien. Dies ist sehr erschreckend, denn bei einer Diskussion soll nie vergessen werden, dass wir alle nur Menschen sind.

So findet sich auf dem Instagram-Account von ooia gerade in der Story einen Aufruf gegen den Hass. Sachliche und respektvolle Diskussionen sind etwas wichtiges aber nicht in diesem Ausmass. Wenn man sich überlegt, wie die Debatte in den sozialen Medien dazu führte, dass ein Produkt ganz vom Markt genommen wird, kann der Gedanke, wie viel Macht wir dem Internet geben, durchaus sehr beunruhigend sein. 

*Quelle Titelbild: Instagram-Account: pinky_gloves