Wohnmobil mieten oder kaufen? Zukunftsforscher sind sich einig: Wer nachhaltig reisen will, muss teilen, was er hat. Wo der Trend genau hingeht und wann sich kaufen trotzdem lohnt, erklärt Alexander Kastl, Geschäftsführer der Camper Van Vermietung Crossrent.

von Stefanie Böck

Mieten, teilen, tauschen: Das Thema Nachhaltigkeit ist auch im Tourismus längst angekommen. Das spürt auch das Team der Camper Van Vermietung Crossrent. Die junge Marke stellt kompakte Freizeitfahrzeuge vor allem jüngeren Kunden zur Verfügung und dabei regelmäßig fest: „Unseren Kunden wird ein bewusster und verantwortungsvoller Urlaub immer wichtiger“, sagt Geschäftsführer Alexander Kastl und beruft sich dabei auf die Ergebnisse einer mehrmonatigen Kundenbeobachtung.

Während bei den Mietanfragen der Sprit-Verbrauch und CO²-Ausstoß immer häufiger abgefragt werden, stehen vor Ort an den Vermiet-Stationen immer öfter No-Waste-Tipps (Reisen möglichst ohne Müll) und sparsame Fahrtechniken im Mittelpunkt des Gesprächs. Kein Wunder: Das Marktforschungsinstitut „YouGov“ hat in einer Studie im Jahr 2019 festgestellt, dass die Menschen im Bereich Mobilität und Touristik eine hohe Bereitschaft zeigen, vorhandene Ressourcen zu teilen. Der Hauptgrund dafür sei das Klimaproblem.1

Alexander Kastl, Geschäftsführer der Camper Van Vermietung Crossrent. @Bild Madlen Benischke

Vanlife und die persönliche Ökobilanz

Das Mieten kompakter Camper Vans von professionellen Vermiet-Stationen ist laut Kastl besonders sinnvoll für die persönliche Ökobilanz. Über seine Firma teilen sich Menschen moderne, kompakte und leichte Fahrzeuge, die deutschlandweit und in der Schweiz gemietet werden können. „Im Schnitt sind unsere Kunden 10,91 Tage unterwegs.“

Der Vorteil: Bei dieser Form des Reisens trifft der ökologische Gedanke auf ein Gefühl von Freiheit. Offensichtlich eine Kombination, die besonders gut zusammenpasst. Selbst bestimmen, wo es langgeht, spontan starten, jeden Tag woanders sein: Unter dem Instagram-Hashtag #Vanlife finden sich zig gute Gründe in Form von Sehnsuchtsfotos, warum die kompakten Fahrzeuge mehr als nur Fahrzeuge für den Urlaub sind.

Vanlife ist auch Lebensgefühl

„Das ist eine Art Lifestyle“, erklärt Crossrent-Mitarbeiterin Denise Ludwig das Lebensgefühl der rollenden Mini-Wohnung. „Die Menschen sehnen sich nach Freiheit. Nach Wegen, wie sie die Natur erreichen und versteckte Lieblingsplätze entdecken können.“ Dabei müsse es nicht immer die Flugreise sein. Vielen Abenteuerlustigen sei es extrem wichtig, dass ihre Touren die Umwelt nicht zu stark belasten und sich die Zeit aber trotzdem nach einem echten Vergnügen anfühlt, sagt Denise Ludwig.

Die Lösung lautet Campingurlaub. Und das nicht erst seit diesem Jahr. Die Branche wächst beständig. Für 2021 erwartet Daniel Onggowinarso vom Caravaning Industrie Verband (CIVD) ein Umsatzplus von über 10 Prozent.2 Das rasante Wachstum bringt allerdings auch Probleme mit sich: Nicht jeder bekommt sofort sein gekauftes Wunschfahrzeug pünktlich zum nächsten Urlaub geliefert. Deshalb verweist der Geschäftsführer des CIVD an die professionellen Vermiet-Stationen: „Für viele, die keine 30.000 Euro oder mehr für Nutzfahrzeuge ausgeben wollen oder Caravaning erst einmal ausprobieren wollen, sind Mietangebote extrem attraktiv.“

Zum Vergleich: Die Crosscamps liegen derzeit online bei 52.500 Euro aufwärts. In den Vermiet-Stationen gibt es die gewarteten und versicherten Fahrzeuge blitzeblank ab 66 Euro pro Tag zum Abholen. „Wer viel und gerne wegfährt, für den lohnen sich größere Abo-Modelle“, erklärt Denise Ludwig. Bei jeder professionellen Vermietung gehöre ein ordentlicher Service bei Problemen immer dazu.

Kaufen sei deshalb laut einer Studie von Camperdays erst ab einer Reisezeit von mindestens sechs Wochen im Jahr sinnvoll. Die aktuelle Berechnung der Online-Plattform geht bei einem eigenen Fahrzeug von jährlichen Kosten in Höhe von 9.520 Euro aus.3 Über diese Summe sind viele überrascht. „Viele sehen nur den Kaufpreis – aber da kommen noch Steuern, Versicherungen, Wertverlust, Wartung und eventuelle Schäden mit dazu“, erklärt Denise Ludwig.

Camper Vans das ganze Jahr nutzen

Der Vorteil: Camper Vans können das ganze Jahr auch im Alltag genutzt werden. Außerdem könne „Ausleihen den Wunsch nach Besitz nicht erfüllen“, schreibt das Zukunftsinstitut in einer Analyse zum Thema Sharing.4 Wie bei Wohnungen bleibe auch bei Wohnfahrzeugen der Wunsch nach etwas Eigenem.

„Ein Camper Van braucht nicht viel Platz und keine spezielle Stellfläche. Das Fahrzeug ist wendig und kann auch im Winter, in engen Straßen und im Familienalltag ganz normal genutzt werden“, kennen die Crossrent-Experten die Vorteile aus ihrem täglichen Geschäft.

Die sehr effiziente Nutzung der Fahrzeuge über die Vermiet-Stationen bedient dazu noch das Gefühl, „ein kollektives Problem zu bewältigen“, führt Harry Gatterer, der Geschäftsführer des Zukunftsinstituts in Frankfurt aus. „Wer sinnvoll teilt, schont die Ressourcen – und hat fast immer Spaß dabei“, sind sich auch die Experten von Crossrent sicher.

Ihre Kunden gehören häufig der sogenannten #Vanlife-Bewegung an. Sie schätzen es, individuell, flexibel und spontan zu reisen. Denn so werden manchmal auch ganz kurze Aufenthalte zu einem günstigen und trotzdem speziellen Erlebnis: „Auf Hochzeiten oder Geburtstagspartys ist es einfach unbezahlbar, ein gemütliches Bett dabeizuhaben – direkt vor der Tür der Location.“

Vanlife-Trend: Weiterführende Links und Studien:

1 YouGov (2019): Kaufst Du noch oder teilst Du schon? – Zukunfts-Trend Sharing Economy, https://yougov.de/news/2019/10/14/kaufst-du-noch-oder-teilst-du-schon-zukunfts-trend/

2 Caravaning Industrie Verband (CIVD) (2021): Nachfrage nach Reisemobilen und Caravans weiter auf Rekordniveau, https://www.presseportal.de/pm/50926/4997500

3 Camperdays (2021): Wohnmobil-Analyse: Ab so vielen Tagen lohnt sich erst der Kauf, https://www.camperdays.de/blog/presse/miete-versus-kauf

4 Zukunftsinstitut GmbH (2021): Sharing Economy: “Eine Kulturtechnik des Überflusses”, https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/wohnen/sharing-economy-eine-kulturtechnik-des-ueberflusses/)

Titelbild von Crossrent