Auf welche Inhaltsstoffe zu achten sind

Das Angebot an veganen Alternativen, bzw. an veganem Fleisch-, Käse- und Milchersatz, hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Produkte, die vor etwa 10 Jahren noch als reine Reformhaus-Klassiker gelten konnten, sind nun in den Supermarktregalen angekommen. Und das keineswegs nur in einer kleinen Nische am Kopfende. Viele Otto-Normalverbraucher schütteln oftmals mit dem Kopf, warum Veganer heutzutage besonders auf Tofu-Wurst und vegane Käsesorten stehen. Geht es nicht darum, genau diese Dinge zu vermeiden? Warum sie dann „ersetzen“ wollen? Die ganzheitliche Gesundheitsberaterin und vegane Ernährungstrainerin Kerstin Konrad erklärt nicht nur, auf welche Zutaten man achten muss, sondern vor allem die guten Gründe für Fleischalternativen, die weit über den Gaumen hinausgehen.

„Aber du isst doch kein Fleisch!?“

Manch einer, der die vegane Ernährungsform misstrauisch beäugt, feixt gerne, dass Fleischersatzprodukte scheinheilig oder sinnlos wären. Nach dem Motto: „Du isst kein Fleisch, dann tu doch auch nicht so!“ Das ist jedoch kompletter Unsinn! Nur eine Minderheit der Vegetarier bzw. Veganer lehnt Fleisch- oder Tierprodukte im weitesten Sinne ab, weil sie diese geschmacklich nicht mögen. Die meisten Veganer/Vegetarier, die selbst einmal Fleisch gegessen haben (und das trifft auf die meisten von ihnen zu), können ohne Weiteres anerkennen, dass ein Schnitzel gut schmeckt.

Was aber, wenn es diesen Menschen nicht um geschmacklichen Allüren, sondern darum geht, unnötiges Leid, Ressourcenverschwendung und Umweltbelastungen soweit wie möglich zu vermeiden? All dieses Dinge sind mit der Fleischproduktion verbunden, denn diese ist intrinsisch verschwenderisch. Insbesondere da Fleisch, in einem historisch noch nie dagewesenen Ausmaß, zum industriellen Massenprodukt geworden ist. Wir müssen uns immer bewusst machen, dass jegliche Energie und jeglicher Nährstoffgehalt von Lebensmitteln, sich von unten beginnend an der Nahrungskette hoch hangelt. Wenn wir, als opportunistische „Allesfresser“, vor allem die obigen Bereiche der uns zur Verfügung stehenden Nahrungskette „abgrasen“, dann schafft das die entsprechenden Tatsachen. Das verdeutlicht besonders die energetische Verschwendung, die dabei stattfindet.

Gemüse auf dem Speiseplan. Bild Pixabay

Physikalisches Grundprinzip

Es ist ein physikalisches Grundprinzip, dass umgesetzte Energie sich im Laufe verflüchtigt. Sie vervielfältigt sich nicht von allein und sie kommt nicht aus dem Nichts. Es gibt immer Wandlungsverluste. Sprich: Wer mehr Energie braucht, muss mehr Energie zuführen. Das ist speziell in Ernährungsfragen ganz intuitiv nachvollziehbar. Diese Energie hat nun mal stoffliche Entsprechungen – irgendwo muss sie ja herkommen. Und zwar von einem unteren Bereich der Nahrungskette!

Ein Beispiel verdeutlicht dabei, wie verschwenderisch insbesondere die Fleischproduktion in dieser energetischen Hinsicht ist: Aus durchschnittlich 7 Kalorien pflanzlicher Nahrung, die an entsprechendes Schlachtvieh verfüttert werden, wird letztlich nur 1 Kalorie Fleisch. 1 Kalorie entfällt auf ernährungspraktisch oftmals nicht verwertbare Innereien und 5 Kalorien enden als Kot, den die Tiere ausscheiden. Bevor Menschen also überhaupt zum Fleisch essen kommen, sind 80 bis 90 Prozent der pflanzlichen Kalorien (des Energiegehalts) verlorengegangen. Sie verpuffen quasi während des Prozesses, ein Tier zur Schlachtreife zu bringen. Und das ist nur ein Aspekt, in dem Fleisch und andere tierische Produkte so verschwenderisch in Bezug auf den Flächen- und anderen Ressourcenverbrauch sind, der diese energetische Schwindsucht ermöglicht.

Energetisch betrachtet, ist Fleisch vollkommen ineffizient. Wenn Fleischalternativen es also vielen Menschen erleichtern können, ihren Fleischkonsum einzustellen oder zumindest klar zu reduzieren, da sie die zugrundeliegende Verschwendung nicht mittragen wollen, dann ist das nicht nur vollkommen nachvollziehbar. Es ist ökologisch absolut begrüssenswert!

„Ungewürzt schmeckt das doch gar nicht!“

Ein weiteres Vorurteil dreht sich oftmals darum, dass Soja, Jackfrucht und Co. keinen oder nur einen sehr biederen Eigengeschmack hätten. Mag sein. Aber seit wann messen wir Nahrungsmittel daran, dass sie ohne jedwedes Gewürz schmecken müssen? Und was für eine fadenscheinige Lanze versucht man da, für das Fleisch zu brechen? In den Ställen der Massentierhaltung laufen schließlich keine leckeren Bratwürste durch die Gegend. Fleisch, wie wir es kennen, (insbesondere die Massenware aus dem Supermarkt) wäre ohne die darin inkludierten, Gewürze, Konservierungsmittel, Aromen, Pökelsalze und viele weitere Zusatzstoffe überhaupt nicht genießbar. Kein Mensch isst rohes, ungewürztes Fleisch!

Zumal die Nährstoffzusammensetzung (speziell hinsichtlich der Fette) in den meisten Fleischersatzprodukten gesünder ist als jene in Fleisch. Tierische Fette sind reich an gesättigten Fettsäuren und tragen im Übermass zu Zivilisationskrankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Fettleibigkeit und Krebs, bei. Pflanzenfette, wie die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren ALA, EPA und DHA, sind essenziell für unsere Darmgesundheit, Herz, Gehirn und Augen. Sie sind entzündungshemmend und vorteilhaft für unseren Cholesterinspiegel. Diese Fette sind größtenteils in Leinsamen, Hanfsamen, Walnüssen und Algen enthalten.

Auch beim Fleischersatz gibt es qualitative Unterschiede

Fleischersatz reicht in letzter Konsequenz nur selten an die Qualität unverarbeiteter, pflanzlicher Produkte heran. Einfach, weil es sich bei Fleischersatz immer um Produkte handelt, die verschiedentlich aufwändig verarbeitet werden müssen. Bei der Beurteilung als Konsument gilt dasselbe wie bei nicht-veganen, verarbeiteten Lebensmitteln: Je kürzer die Zutatenliste, umso besser! Doch eine ausgewogene Ernährung sollte überwiegend auf unverarbeiteten Lebensmitteln, wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Getreide, Nüssen, Samen, Kräutern und Gewürzen basieren. Veggiewürste, Schnitzel und Co. sollten nur manchmal verzehrt werden, um den Speiseplan zu erweitern.

Bedenkliche Zutaten, die auch in billigem Fleischersatz gerne übergebührlich eingesetzt werden, sind die üblichen Verdächtigen: Künstliche Konservierungsstoffe, Salz, Zucker und Süssstoffe sollten bei qualitativen Produkten also möglichst gering sein.

Um Fleischersatzprodukte höchster Qualität zu kaufen, empfiehlt sich der Gang in einen Bio-Supermarkt. Dort finden Sie hauptsächlich Produkte von Unternehmen, die von Idealisten gegründet wurden. Veganer, die sich seit Jahrzehnten Gedanken über Klima und Umwelt machen. Anders als viele konventionelle Nahrungskonzerne (Unilever, Nestlé, Danone und Co.), die jetzt opportunistisch auf den Zug aufspringen und ihre Philosophie der billigen Massenware im Bereich Fleischersatz ausleben und gleichzeitig immer noch kräftig an Tierprodukten mitverdienen.

Kerstin Konrad ist studierte Gesundheitsmanagerin und vegane Ernährungstrainerin. Durch ihre tägliche Arbeit sowohl in Einzelberatungen als auch als Fachberaterin im Reformladen hat sie es sich zum Ziel gemacht für ihre Kunden die passende Ernährungsform zu finden, um wieder mit Genuss eine neue Esskultur zu entwickeln und zu leben. Aus persönlicher Erfahrung heraus, weiss sie wie kontrovers das Thema des Veganismus und die Kommunikation zwischen verschiedenen Esskulturen sein kann. Sie bietet seit 2021 online Einzelberatungen an, wie man seine Ernährung in 3 Monaten problemfrei umstellen und in Frieden kommunizieren kann.

Titelbild: Kerstin Konrad. PD