Tanz, Theater und diskursive Plattformen von und mit Menschen mit Behinderungen
IntegrART 2021: die Biennale für Inklusion des Migros-Kulturprozent
Mit der Biennale IntegrART vernetzt das Migros-Kulturprozent vier inklusive Festivals in der Schweiz. Gemeinsam mit ihnen präsentiert das Netzwerkprojekt nationale und internationale Tanz- und Theaterproduktionen von und mit Künstler*innen mit und ohne Behinderung. Damit engagiert es sich für Inklusion im Kunst- und Kulturbetrieb und in der Gesellschaft. Ergänzend zu den Bühnenproduktionen lanciert IntegrART ein mehrmonatiges Reflexionsformat, das sich von März bis Juni mit regionalen Veranstaltungen explizit an Entscheidungstragende aus Politik und Förderung richtet. Denn noch immer wird oft über Menschen mit Behinderungen gesprochen und entschieden, ohne dass sie überhaupt im Raum sind. Abschluss des Reflexionsformats bildet die Tagung vom 21. und 22. September 2021 in Zürich.
Seit 2007 setzt sich das Migros-Kulturprozent mit seinem Netzwerkprojekt IntegrART für Repräsentanz und soziale Gerechtigkeit ein. Vom 26. Mai bis 6. Juni 2021 zeigen die vier Partnerfestivals von IntegrART fünf aussergewöhnliche und eindringliche Bühnenproduktionen von und mit Künstler*innen mit und ohne Behinderung. Einige der Produktionen sind koproduziert, um den inklusiven Tanz in der Schweiz aktiv zu fördern und zu verbreiten. Veranstalter sind das Wildwuchs Festival in Basel, BewegGrund.DasFestival in Bern, Out of the Box in Genf und ORME in Lugano.
Dialog mit Politik und Förderung
Neben den Produktionen stärkt IntegrART in diskursiven Plattformen den Dialog zwischen Politiker*innen, Institutionen sowie Förderstellen und Selbstvertreter*innen. Isabella Spirig, die Initiantin des Projekts, erklärt: «2007 war IntegrART ein Pionierprojekt, das eine unermessliche Erweiterung der künstlerischen Prozesse aufzeigte. Es ermöglichte die Neugestaltung gewohnter Ausdrucksformen und liess die gesellschaftliche Utopie einer gelebten Inklusion auf der Bühne real werden. Heutzutage ist es eine wichtige Ergänzung der Diversity- und Inklusionsdebatte, die sich vorwiegend auf Gender und Migration bezieht.»
In seiner 8. Ausgabe wird das etablierte anderthalbtägige Symposium zu einem mehrmonatigen Reflexionsformat mit unterschiedlichen Schwerpunkten ausgebaut. «Es ist wichtig, Arbeitsstrukturen und -prozesse in der Kulturlandschaft fortlaufend zu hinterfragen. Oft werden Ausschlüsse durch Institutionen und Strukturen (re)produziert, weil sie auf Annahmen einer Norm beruhen. Mit dem Reflexionsformat möchten wir ein strukturelles Umdenken bewirken und neue Modelle aufzeigen, um Menschen mit Behinderung Zugang zu kulturellen Institutionen und deren Leitpositionen zu verschaffen», ergänzt Nina Mühlemann, Leiterin des Reflexionsformats der Ausgabe 2021.
Thematische Schwerpunkte für 2021
Vier Module, die zwischen März und Juni stattfinden, vertiefen die Themen Politik, Förderstrukturen, Ausbildung und Audiodeskription. Das Modul Politik ist ein aussergewöhnliches performatives Begegnungsformat zwischen Künstler*innen mit Behinderungen und Politiker*innen. Das Modul Ausbildung zeigt neu entstehende Möglichkeiten von Zugängen zu professionellen Ausbildungen im Bühnenbereich für Menschen mit Behinderungen auf. Audiodeskription für Tanz ist in der Schweiz noch ein unerforschtes, aber interessantes Feld, und das Aufzeigen, wie Förderstrukturen zugänglicher gemacht werden können, stösst auf reges Interesse.
Tagung «Strukturen neu denken – Rethinking Structures»
Die Tagung, die am 21. und 22. September 2021 in Zürich stattfindet, bietet Selbstvertreter*innen sowie Expert*innen mit und ohne Behinderungen eine Plattform, um ko-kreativ Lösungen und Modelle zu erarbeiten und sich international zu vernetzen. Entscheidungsträger*innen aus Politik und Institutionen lernen Handlungsweisen, Methoden und Werkzeuge kennen, die sie im Berufsalltag zur Schaffung neuer Strukturen einsetzen können. Die IntegrART-Tagung bietet ein Best-Practice-Modell an: Ko-Kreation, Selbstbestimmung, Inklusion und Kreativität werden gelebt.
IntegrART – ein Projekt des Migros-Kulturprozent
Mit dem Netzwerkprojekt IntegrART setzt sich das Migros-Kulturprozent für die Inklusion von Künstler*innen mit einer Behinderung in Kunst und Gesellschaft ein. Das Migros-Kulturprozent ist ein freiwilliges, in den Statuten verankertes Engagement der Migros, das in ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft gründet. Es verpflichtet sich dem Anspruch, der Bevölkerung einen breiten Zugang zu Kultur und Bildung zu verschaffen, ihr die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft zu ermöglichen und die Menschen zu befähigen, an den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen zu partizipieren. Tragende Säulen sind die Bereiche Kultur, Gesellschaft, Bildung, Freizeit und Wirtschaft.
www.migros-kulturprozent.ch
@Bild IntegrART 21 @raquel alvarez
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